Bei strömendem Regen fanden sich 19 tapfere Fachwarte für eine weitere Fortbildung in Attenweiler ein, um die wilden Apfelbäume fürs Forstamt am Waldrand einmal zu schneiden.
Wirklich sortenecht sind Apfelbäume nur durch vegetative Vermehrung, also durch Veredeln mit einem Original-Trieb oder - Auge.
Vor ca. 20 Jahren aus Apfel-Trester getrieben und ausgepflanzt, wuchsen diese Bäume als "Zufalls-Sämlinge" bisher ohne weitere Pflege. Förster Saiger bat im Frühjahr das Netzwerk um Hilfe, da ihm klar war, dass auch "Wildlinge" bessere Überlebensaussichten haben, wenn sie geschnitten werden.

 TheorieDiesen Aspekt zeigte Netzwerk-Koordinatorin Claudia Klausner ihren Kollegen deutlich auf anhand von zwei mitgebrachten, entlaubten Zweigen: einmal von einem regelmäßig geschnittenen Baum und einer von einem ungeschnittenen.

Am ungeschnittenen Ast hatten gemäß dem Wachstumsgesetz der Spitzenförderung die letzten, äußersten Knospen ausgetrieben, vor allem die Terminal-Knospe, sodass der Trieb kaum verzweigt und hauptsächlich in die Länge gewachsen war.

Der andere Ast war deutlich verzweigter, mit Fruchtholz und Kurztrieben, u.a. sog. "Ringelspießen", garniert.

Diese Reaktion eines Baumes gilt ebenso bei den zu schneidenden Wildbäumen, an denen man außerdem gut sehen konnte, wie ungepflegte Bäume schon in ihrer Jugendphase vergreisen, von innen verkahlen und ihre Ertragszone nach außen und oben wandert.

 
2In kleinen Teams und mit Teleskop-Werkzeug ausgestattet galt es nicht mehr, einen idealen Kronenaufbau nachzuholen, sondern, so weit möglich, ca. 30 % des Astwerks so herauszunehmen, dass die Krone wenigstens wieder "luftiger" wurde und auch im Inneren in Zukunft wieder mehr Licht und Sonne ankommen kann.

 

 

 

OS SCHPKT-FörderungWeiteres Augenmerk hatten die Fachwarte dabei auch auf Überbauungen und abgetragene Äste, die durch "Oberseitenförderung" bzw. "Scheitelpunktförderung" neue fortführende Triebe in etwa im 45°-Winkel nach oben gebildet hatten.

Auf solche konnten diese langen Äste aufgeleitet und dabei gleichzeitig eingekürzt werden, so dass ihre Wüchsigkeit erhalten bleibt und der Baum insgesamt gleichzeitig eine Verjüngung erfuhr.

 

An einem Baum konnte sogar ein in alten pomologischen Büchern beschriebener "Abdeckschnitt" versucht werden. Der Halbstamm-Habitus dieses Baumes wurde dabei zugunsten eines vorteilhaft zum Hochstamm gewachsenen ehemaligen "Wassertriebes" aufgegeben. Hier konnte dann entsprechend der Mitteltrieb von Konkurrenz befreit und neue Leitäste bestimmt werden.

Nachdem die 23 Bäume an der Nord-West-Seite des Waldes geschnitten und die Fachwarte durchnässt waren,
wartete bei Fachwartin Elisabeth Dobler, die angesichts des Wetters dankenswerterweise ihren Schuppen
freiräumte, in Hofen ein zünftiges Vesper zur Belohnung auf die fleißigen und wissbegierigen Fachwarte und
weiterer fachlicher aber auch persönlicher Austausch seinen berechtigten Platz fanden.