Presseberichte

Damit das Wissen um die Bäume nicht verloren geht

Claudia Klausner, künftige Trägerin des Kulturlandschaftspreises 2013, fördert Obstbaum- und Streuobstpflege

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Antje Beducker (links) und Claudia Klausner gründeten gemeinsam das Netzwerk Fachwarte im Landkreis Biberach. sz-Foto: elena pagano

Von Elena Pagano

Biberach - Im Garten von Claudia Klausner in Bergerhausen stehen Apfelbäume. Viele Apfelbäume. Aus einem Stamm wachsen sogar Äste, die zwei verschiedene Apfelsorten tragen. „Zwei Apfelsorten sind doch noch nichts Besonderes“, sagt die Fachwartin für Obst und Garten. „Es gibt Bäume, an denen wachsen sechs oder sieben Sorten.“

Doch Claudia Klausner ist bei Weitem nicht die einzige Fachwartin in der Gegend. Gemeinsam mit Antje Beducker aus Mittelbiberach und Franz Völk aus Laupheim gründete sie das „Netzwerk Fachwarte im Landkreis Biberach“. Der Zusammenschluss der Obst- und Gartenfachwarte unterstützt die Pflege von privaten und kommunalen Obstbaumbeständen, liefert fachkundige Beratung und vermittelt Fachwarte für die fachgerechte Pflege von Obstbäumen.

Für seinen besonderen Einsatz wurde das Netzwerk Fachwarte in diesem Jahr mit dem Kulturlandschaftspreis des Schwäbischen Heimatbunds und des Sparkassenverbands Baden-Württemberg ausgezeichnet. Für den Preis hatten sich Claudia Klausner und Antje Beducker selbst beworben. In ihrer Bewerbung stellten sie den Zusammenschluss der Fachwarte, Projekte, Pflege-Start-Aktionen, Pflanzaktionen und die Ausbildung zum Fachwart vor. 1500 Euro Preisgeld dürfen die beiden Frauen für ihr Engagement entgegennehmen. „Wir wissen noch nicht, was wir mit dem Geld machen“, sagt Antje Beducker. „Aber es wird auf jeden Fall etwas sein, das dem Netzwerk zugutekommt.“

Mit ihrer Arbeit wollen die beiden Frauen nichts verdienen. „Wir wollen, dass sich das Interesse und der Erhaltungswille verbreiten“, sagt Claudia Klausner. An ihren Pflegeaktionen nehmen viele Fachwarte teil, die alle in der Praxis voneinander lernen wollen. „Es ist wie beim Autofahren“, sagt Antje Beducker. „Man lernt es auch erst so richtig nach der Führerscheinprüfung.“

„Durch die mangelnde Pflege ist das Wissen verloren gegangen“, weiß Antje Beducker. „Doch das Bewusstsein ist gerade dabei, sich wieder zu verändern. Der Baum ist etwas Schönes und verwandelt sich von etwas Existenziellem wieder mehr zu etwas Ideellem.“ Claudia Klausner erinnert sich an Menschen, die mit ihren Anliegen sogar an ihrer Tür geklingelt haben. Für sie hat es „etwas von Miteinander, wenn man den Nachbarn den Baum schneidet“, so Klausner. Antje Beducker ist der Meinung, dass sich das Interesse noch stärker entwickeln wird. Ihr liegt eine Sache besonders am Herzen. „Ich hoffe, dass sich vor allem die nächsten Generationen klar machen, dass der Baum mehr Wert hat als der Apfel, den man nachher essen kann.“

 

Quelle: Schwäbische Zeitung

Fachwarte beteiligen sich an Streuobstpflegetagen

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Bei drei Aktionen im Landkreis Biberach erhalten Obstbäume einen fachgerechten Schnitt

Landkreis Biberach (sz) - Jedes Jahr ruft der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg (LOGL) seine Mitglieder, engagierte Privatpersonen und andere Initiativen zu den landesweiten Streuobstpflegetagen im März auf. Das Netzwerk der Fachwarte im Landkreis Biberach hat sich mit drei Aktionen beteiligt. Das Netzwerk ist ein unabhängiger Zusammenschluss von LOGL-geprüften Fachwarten für Obst- und Gartenbau. Das Hauptziel des Netzwerks ist die Förderung der Obstbaum- und Streuobstwiesenpflege. Umgesetzt wird dieses Ziel mit Pflegeaktionen, der Vermittlung von Fachwarten an Obstbaumbesitzer sowie Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung mit anderen Organisationen. Ein weiteres Ziel des Netzwerks ist die Fort- und Weiterbildung der Fachwarte.

Bei der ersten Aktion auf der Streuobstwiese der Bürgerstiftung Biberach an der Mittelbiberacher Steige erhielten neun Obstbäume einen fachgerechten Schnitt. Die zweite Aktion in Bad Schussenried-Otterswang war eine Kombination aus Pflegeaktion und Fachwartfortbildung. Eine Fachwartin übernahm in Absprache mit der Ortsverwaltung die Pflege der gemeindeeigenen Obstbaumwiese. Die sieben Bäume dort hatten seit einigen Jahren keinen Schnitt mehr erhalten. Inhalte der Fachwartfortbildung waren der Winterschnitt und eine Kronenumstellung: vom formalen Schnitt zur naturnahen Krone. Bei den Fachwartfortbildungen schneiden erfahrene Fachwarte zusammen mit weniger erfahrenen und geben an diese ihr Wissen weiter. Ein weiterer ungeplanter Fortbildungsinhalt war das Thema Feuerbrand. Ein Teil der Apfelbäume hatte sich während der Blüte im vergangenen Jahr mit dem heimtückischen Bakterium infiziert. Es überwintert in sogenannten Cankern, schwarzen, eingesunkenen Stellen an Zweigen und Ästen. Apfelbäume können im Gegensatz zu Birnen und Quitten mit einem konsequenten Rückschnitt ins gesunde Holz gerettet werden.

Die dritte Aktion des Netzwerks war eine Pflegeaktion auf einer privaten Streuobstwiese mit 15 Obstbäumen. Eine Familie hatte sich an das Netzwerk gewandt, um Unterstützung bei der Grundsanierung einer Streuobstwiese zu erhalten. Die alten Bäume hatten seit vielen Jahren keinen Schnitt mehr erhalten und benötigten einen umfangreichen Erneuerungsschnitt, der auch die Lebenserwartung der alten Obstbäume deutlich verlängert.

Weitere Pflege Voraussetzung

Die grundsätzliche Bedingung für den Einsatz des Netzwerks ist eine weitere kontinuierliche, fachgerechte Pflege, zum Beispiel durch einen Fachwart. Eine einmalige Pflegeaktion ohne Folgemaßnahmen sei nicht sinnvoll, da der Obstbaum als Kulturpflanze eine kontinuierliche Pflege benötige, erläutert das Netzwerk. Wird ein Obstbaum nicht regelmäßig geschnitten, bringt er geringere Erträge und ist anfälliger für verschiedene Krankheiten. Im schlimmsten Fall brechen Äste aufgrund der mangelnden Statik durch ihr Eigengewicht ab. Alte, ökologisch wertvolle Baumbestände zu erhalten und die Bürger für den Wert des Kulturguts großkronige Obstbäume und Streuobstbestände zu sensibilisieren, sind die Ziele der LOGL-Streuobstpflegetage.

Die Fachwarte des Landkreises Biberach beteiligten sich mit drei Aktionen an den landesweiten Streuobstpflegetagen. Foto: privat

Weitere Informationen gibt es auf www.fachwarte-bc.de, beim Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden Württemberg auf www.logl-bw.de oder auf www.ogab.de.

 

Quelle: Schwäbische Zeitung

Landschaftspflege ist für sie Herzenssache

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Obst- und Gartenbauakademie Biberach schützt die Landschaft und bildet Fachwarte aus

Von Karin Reimold

Biberach - Viele Streuobstwiesen, die in den vergangenen Jahren als kommunale Ausgleichsflächen entstanden sind, zeigen verbesserungswürdige Zustände auf. Abhilfe schafft seit Februar dieses Jahres ein Netzwerk aus mehr als 30 Fachwarten. Dabei handelt es sich um eine Initiative der Obst- und Gartenbauakademie Biberach, an der sich bereits im dritten Jahr Fachwarte, unter der Leitung des Biberacher Kreisberaters Alexander Ego, ausbilden lassen.

Heute gebe es viele Privatbesitzer, die zum Beispiel eine Streuobstwiese geerbt haben, jedoch keine Zeit für deren Pflege aufbringen können, weiß Antje Beducker, die zusammen mit Claudia Klausner das Netzwerk leitet. Dabei spiele vor allem die Wertschätzung eine große Rolle. „Gerade alte Apfelsorten haben einen enormen Vitamingehalt. Zudem fallen Streuobstwiesen unter aktiven Naturschutz. Dabei ist uns der ökologische Gedanke wichtig, denn die Streuobstwiesen bieten Lebensräume für viele Tiere und zeichnen sich somit durch eine große Artenvielfalt aus“, erklärt Klausner. Viele Verbraucher wüssten auch nicht, dass dieses Obst völlig ungespritzt ist, fügt Beducker hinzu.

Eine Voraussetzung für die Fachwartausbildung gibt es in dem Sinne nicht, außer Volljährigkeit beim Motorsägenlehrgang, der neben Pflanzenschutz und Wühlmausfangkurs zum Sachkundenachweis des breit gefächerten Lehrplans gehört. Alle wichtigen Bereiche des Obst- und Gartenbaus werden in einem theoretischen und praktischen Unterricht – 170 Stunden auf ein Jahr verteilt – an der Gartenbauakademie in Biberach gelehrt.

Schneiden und veredeln 

Eine der Kernaufgaben des Netzwerks ist der Weiterbildungsgedanke. So werden Sommer- und Winterschnittkurse sowie Veredelungskurse angeboten. Da es bei Streuobstwiesen nicht mit einem oder zwei Schnitten getan ist, ist das Ziel des Netzwerks ein Pflegevertrag für die betroffene Fläche. Kommunen wie Privatpersonen können sich Hilfe bei den erfahrenen Fachwarten einholen und diese bestellen. In einer Großaktion arbeiten sich dann die Experten durch die ungepflegten Obstbaumbestände. „Für uns ist dieser ehrenamtliche Einsatz eine Herzenssache, da zum Schutz unserer oberschwäbischen Landschaft schließlich auch die alten Obstbäume gehören“, sagt Claudia Klausner.

Antje Beducker (l.) und Claudia Klausner kümmern sich um die Pflege von Streuobstwiesen. sz-Foto: Karin Reimold

Quelle: Schwäbische Zeitung