Runder Tisch der Mostereien - Zum 2. Mal lud das Netzwerk die Mostereien der Region zu einem Treffen ein

Die Organisatorinnen konnten drei Keltereien, darunter eine Mobile Saftmoschte, und einige interessierte Fachwarte begrüßen. Auch BUND-Geschäftsführer Ulfried Miller aus Ravensburg, selbst Streuobstwiesenbesitzer und Initiator des Apfelsaft-Projekts Bodensee-Oberschwaben, bereicherte den Abend mit seiner Erfahrung.

Es gibt Grund zur Sorge um die Zukunft der Obstbäume auf Streuobstwiesen, der „Produktionsstätte“ des Obstes, das Keltereien und Brennereien zu Saft oder Brand verarbeiten.

Mit der Präsentation „Fakten-Check Streuobstwiese“ zeigten Claudia Klausner und Antje Beducker auf, wie es um die Obstbäume in Baden-Württemberg und speziell auch im Landkreis Biberach steht:

-        Es gibt laut einer Erhebung des MLR v. 2005 in Baden-Württemberg noch 9,3 Mio Bäume
119.000 im Landkreis Biberach, das entspricht 0,8 Bäume je ha, womit unsere Region zu den Schlusslichtern im Land gehört.

-        Besitzer sind Kommunen (26.000 ha) und Landwirte (30.000 ha),
über die Hälfte ist heute aber in Privatbesitz (60.000 ha).

Saftinder Mosterei-        25 % des Obstes wird in die Keltereien gebracht und dem Anlieferer sofort vergütet oder für Saft-Tausch gutgeschrieben. Die Keltereien pressen daraus Saft für ihre eigenen Marken oder verkaufen das Obst weiter.

-        40 % des Obstes wird von den Besitzern selbst verbraucht, d.h. sie bringen das Obst zwar in die Kelterei zum Pressen, nehmen es dann Bag-in-Box abgefüllt wieder mit nach Hause, also Lohnmosten.

-        75 % der Bäume sind im vollen Ertragsalter, durschnittlich 60 Jahre und älter,Jungbaum ungepflegt
13 % des Bestandes sind nachgepflanzte Jungbäume, die noch kein Obst tragen und

12% der Bäume sind abgängig, werden also in absehbarer Zeit absterben.

-        Der Pflegezustand aller Bäume ist katastrophal:

  • Nur ca. 50 % der Jungbäume werden gepflegt und können somit das Ertragsalter erreichen
  • Nur 20 % aller Bäume werden gepflegt und können somit ihre maximale Lebenserwartung von 100 Jahren und mehr erreichen.

Diese Zahlen konnte Claudia Klausner aktuell nur untermauern. Sie war im Sommer 2016 für eine Kelterei bei der Zählung des Obstes dabei und war selbst auf verschiedenen Streuobstwiesen erschrocken über den Zustand der Bäume.

abgängigerBaum

Dies ergibt eine Zukunftsaussicht, dass die Zahl der Bäume im Ertragsalter, die hauptsächlich die Ressourcen der Mostereien darstellen, einschneidend abnehmen!!!

Wolfangel klein

Wer selbst Obst anliefert weiß um die niedrigen Preise, die zu Beginn der Erntesaison ab Mitte September gezahlt werden. Diese Start-Vorgabe orientiert sich an der Empfehlung der Fruchtsaftindustrie aufgrund der Erntemengenerwartung. Gibt es in einem Jahr also eine reiche Ernte, sind evtl. die Lager vom Vorjahr noch nicht geleert und bieten andere Länder ihr Obst am Markt deutlich billiger an, dann können auch unsere regionalen Moster nicht mehr bezahlen, denn sie sind zum Teil selbst Lieferanten für die Großhändler. Vor allem die Frühsorten verkaufen sie weiter und können verständlicherweise nicht mehr bezahlen, als sie selbst bekommen.

Ab Mitte Oktober sind die Apfel-Sorten reif, die für die direktvermarkteten Säfte geeignet sind. Dann bezahlen unsere regionalen Moster meist mehr für den Doppelzentner, vor allem für Bio-Zertifiziertes Obst sind gute Preise zu erzielen. Für viele private Anlieferer ist der Preisunterschied zwischen konventionell und Bio-zertifiziert aber kaum erklärbar, zu eklatant. Manche schielen zwar nach der höheren Bio-Vergütung, sind aber nicht bereit, den Aufwand zu betreiben und ihre eigenen Bäume zertifizieren zu lassen – manchmal aus genereller Skepsis gegenüber den Bio-Siegeln überhaupt.

Dennoch sind einige Baumbesitzer motiviert, ihr Obst aufzusammeln und abzuliefern. Damit alleine ist es aber nicht getan, denn nur gesunde und gepflegte Bäume werden alt und bringen hochwertiges Obst hervor, um schmackhaften Saft pressen zu können!

Was kann man also tun, damit die Bäume auf den Streuobstwiesen wieder geschnitten, gedüngt und erhalten werden?

P1100712Eines ist klar: Streuobstwiesen gehören zu unserer Kulturlandschaft und sind damit ein ideeller Schatz, den es wieder mehr wertzuschätzen gilt, auch wenn die Menschen heute nicht mehr auf das Obst als Beitrag zur Ernährung angewiesen sind. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass man die Pflege von Streuobstwiesen in Eigenleistung als sehr befriedigendes Hobby zur Selbstversorgung betreiben kann, wo man bei jedem Schluck Saft weiß, was darin steckt.

Zunächst muss ein Obstbaumbesitzer erst einmal verstehen, dass es sich tatsächlich lohnt, auch ältere Bäume noch zu pflegen. Wer sich dann für die Pflege und den Erhalt seiner Bäume entscheidet, sich dazu aber Fremdleistung einkaufen muss, ist schnell bei der Rechnung, dass der finanzielle Einsatz durch die Obstpreise nicht aufgewogen wird - wirtschaftliche Vergütungserwartungen sind hier utopisch.

Genau hier ist der Knackpunkt, an dem alle Parteien – Moster, Baumbesitzer, Obst-Fachwarte, Land, Kreis und Gemeinden – kooperieren und „sich in der Mitte treffen“ müssten.

Gelder für die Pflege und die Nachpflanzung von Obstbäumen gibt es zwar, vor allem überregionale Förderungen waren in der Vergangenheit aber oft an Bedingungen geknüpft, die auf unsere Gegend nicht zutrafen. Der Landkreis Biberach hat nun eine regionale Förderung auf den Weg gebracht, die aber sicher bei Weitem nicht ausreichen wird, um für die Zukunft unserer Region einen Kollaps des Baumbestandes und damit der Obsternte verhindern zu können. Jede Gemeinde könnte vor Ort etwas dazutun, vor allem auf den nachgepflanzten Ausgleichsflächen der letzten Jahre steht das Potenzial der Zukunft: die Jungbäume bedürfen wie unsere Kinder am Anfang ihres Lebens besonderer Pflege und Aufmerksamkeit, damit sie überhaupt ins Ertragsalter kommen und die heute erwachsenen Bäume ersetzen können!

Also müssen weitere Kompromiss-Schritte gegangen werden. So könnten die Keltereien ihren Obstlieferanten direkt eine Förderung zukommen lassen, z.B. in Form von Pflegegutscheinen, mit denen ein Fachwart für den Obstbaumschnitt bezahlt werden könnte. Auch bei der Nachpflanzung auf bestehenden Obstwiesen wäre ein Zuschuss denkbar, Beratung schon bei der Sortenwahl. Generell eine gute Beziehung miteinander pflegen ist unersetzbar. Lieferverträge mit den Baumbesitzern sind eine weitere Möglichkeit, die schon praktiziert wird. Sie passt aber nicht für alle Keltereien und hat ihre Grenzen.

Es gibt keine einfache Patent-Lösung, das Netzwerk der Fachwarte möchte die Keltereien bei der Erarbeitung von Möglichkeiten und Wegen aber gerne unterstützen, ihre Existenz sichern und unsere Kulturlandschaft erhalten.SaftPressenmitKindern

Ein Fachwart berichtete von einer lokalen Initiative, die Obst, das komplett liegen geblieben wäre, in einer Freizeit-Aktion aufgesammelt und gepresst hat. Bag-In-Box abgefüllt können Kinder der Gemeinde in Schule und Kindergarten nun täglich IHREN Saft trinken.

Auch die Verbraucher können entscheidend mithelfen, indem sie im Lokal nach regionalen Säften fragen und beim Einkauf genau auf das Etikett achten: wenn 100% Direktsaft darauf steht ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Saft einen weiten Weg hinter sich hat, gering. Am Sichersten geht man im Laden der Keltereien direkt, ihre eigenen Marken sind aus Obst der regionalen Streuobstwiesen gepresst – ungespritzt auch wenn nicht extra Bio drauf steht! Eine Liste unserer Mostereien im Landkreis Biberach gibt es als Download auf dieser Homepage.

Lernen zu Lehren

 

Die Fachwartfortbildung Lernen zu Lehren-Methodik und Didaktik eines Schnittkurses fand am 18. November 2016 nun zum 4. mal statt. Auch dieses Jahr präsentierten die beiden Referentinnen Antje Beducker und Claudia Klausner eine überarbeitete Version ihres Vortrages.

Im Teil Didaktik gingen die beiden erfahrenen Schnittkurs Referentinnen auf die Rahmenbedingungen, den Aufbau und die Inhalte eines Schnittkurses ein.

Der zweite Teil des Vortrages beeinhaltete neben den Umgang mit schwierigen Schnittkursteilnehmern auch Tipps zur konstruktiven Führung von Seminargruppen und einen Einblick in unterschiedliche Lehr- und Lernmethoden.

lmNicht nur im Landkreis Biberach ist die Durchführung von Schnittkursen ein Thema, bei welchem man sich gerne Tipps von Fachwart-Kollegen einholt.

Auch der Landesverband für Obst,Garten und Landschaft nutzte gerne die Erfahrung von Antje und Claudie und bot das Seminar Lernen zu Lehren als Landesweite Fachwartfortbildung an.

So namen im November 120 Fachwarte aus ganz Baden-Wüttemberg an den beiden Fachwarte-Fortbildungen in Ingersheim und Mühlhausen im Täle teil.

Die Fachwartvereinigung Aalen buchte die beiden Referentinnen ebenfalls und ersparte somit fast 50 Fachwarten die Fahrt zu den LOGL-Veranstaltungsorten.

 

 

 

 

Herbstmarkt 2016

Das Netzwerk der Fachwarte präsentiert sich schon seit einigen Jahren mit einem Informationsstand beim Kürnbacher Herbstmarkt.

Dieses Jahr fanden die Besucher den Stand der Fachwarte nicht mehr im Ziegelstadel bei der Obstsortenausstellung, sondern vor dem Ziegelstadel.

 

Das Netzwerk der Fachwarte und Baumwarte im Landkreis Biberach e.V. nutzte die Möglichkeit den Standplatz der inzwischen aufgelösten Baumwartvereinigung zu übernehmen.

 

Herbstmarkt 2016

Die Tradition der Baumwartvereinigung mit einem kulinarischem Angebot, Steaks und Grillwürsten, die Vereinskasse aufzubessern wurde übernommen und mit dem bewährten und stets gut frequentierten Infostand des Netzwerkes verbunden.

Überregionales Fachwartetreffen

 

Das Überregionale Fachwartetreffen des LOGL fand dieses Jahr im Bodenseekreis, in Billafingen statt.

 

Die Veranstalter hatten ein interessantes Programm zusammengestellt.

Es gab die Möglichkeit den nahegelegenen Birnensortengarten Unterer Frickhof zu besichtigen. Herr Hepperle führte informativ und kurzweilig durch den Schaugarten.

Weitere gut besuchte Programmpunkte waren der Vortrag über die Lebensweise und Förderung von Wildbienen und die Exkursion zum Heinz Sielmann Weiher.

 

FW Treffen

 

Trotz des vielseitigen Programms hatten wir auch noch Zeit, um sich mit Fachwart-Kollegen aus ganz Baden-Württemberg auszutauschen.

Desweiteren konnte man sich die Obstsortenausstellung anzuschauen und sich über die Bekämpfung von Misteln informieren.